Die grösste Gefahr lauert im Inneren der Erde

Schutz vor Erdbeben

Die grösste Gefahr lauert im Inneren der Erde

Erdbeben sind die Naturgefahr mit dem grössten Schadenpotenzial. Doch in der Schweiz sind viele Privatpersonen wie auch Firmen nur ungenügend dagegen versichert. Dabei muss guter Schutz gar nicht teuer sein.

In der Schweiz bebte die Erde im vergangenen Jahr 900 Mal. In 25 Fällen lag die Magni­tude bei 2,5 oder höher – die Beben waren somit für die Menschen im Umfeld des Epizentrums spürbar. Die grosse Mehrzahl der Erschüt­terungen war somit zwar zu schwach, als dass man sie hätte spüren können, doch sind Erdbeben laut Forschern der ETH Zürich die Naturgefahr mit dem grössten Schaden­potenzial in der Schweiz.

 

In der Schweiz bebt es ständig

Mit mittel­starken Beben ist hierzulande stets zu rechnen. Es kann sogar jederzeit und überall zu starken oder gar katastro­phalen Erschüt­terungen kommen. Eine erhöhte Gefährdung besteht laut Michèle Marti vom Schweizerischen Erdbeben­dienst in den Kantonen Wallis, Basel und Graubünden sowie in der Zentralschweiz und im St. Galler Rheintal: «In diesen Gebieten ereignen sich über­durch­schnittlich häufig grosse Beben. In Zürich sind Beben seltener als beispiels­weise in Brig, aber sie richten mehr Schaden an», betont sie. Grund dafür sind die Baudichte und die höheren Sachwerte.

 

Selbst mit Tsunamis ist zu rechnen

In der Schweiz kann es auch zu Tsunamis kommen, wie Untersuchungen der ETH Zürich zeigen. Im Jahr 1601 über­schwemmte zum Beispiel eine Flutwelle die Ufer­zonen rund um den Vierwaldstättersee und das Gebiet um die Stadt Luzern. Vorausgegangen war ein Beben der Stärke 5,9, das mehrere Hang­rutschungen und einen Bergsturz am Bürgenstock ausgelöst hatte. Gebannt ist diese Gefahr der ETH Zürich zufolge in der Schweiz nicht.

 

Alle 50 bis 150 Jahre gibt es ein grösseres Erdbeben

Beben, die grössere Schäden anrichten, gibt es hierzulande zwar nicht viele – das letzte liegt über 70 Jahre zurück und ereignete sich 1946 im Wallis. Doch wenn es hier bebt, ist das Ausmass aufgrund der hohen Bebauungs­dichte gravierend. Mit einem grösseren Beben, das Schäden verursacht und eine Magni­tude von etwa 6 hat, ist alle 50 bis 150 Jahre an irgendeinem Standort in der Schweiz zu rechnen. Ein erneutes Beben wie jenes von 1356 in Basel mit einer Magni­tude von 6,6 – das bislang stärkste in der Schweiz – würde den Expertinnen und Experten der ETH Zürich zufolge mehr als 100 Milliarden Schweizer Franken kosten.

 

Prophezeiungen sind (noch) nicht möglich

Zuverlässig voraussagen lassen sich Erdbeben nicht. Sollte es heissen: «noch» nicht? «Ob sich Beben jemals prognosti­zieren lassen, kann man heute nicht sagen. Da gehen selbst bei Forscherinnen und Forschern die Meinungen weit auseinander», sagt Marti. An der ETH Zürich versucht man, zumindest die Risiken zuverlässiger einzu­schätzen. Um dies zu erreichen, entwickelt ein Team am Institut für Geophysik Computer­modelle zur Entstehung von Erdbeben­zyklen.

 

Versicherungs­schutz ist ungenügend

Die Risikoanalyse ist das eine, der Schutz das andere. Bei Letzterem sieht es hierzulande nicht Schsonderlich gut aus: Die meisten Schweizerinnen und Schweizer sind gegen Erd­beben nur ungenügend versichert. Gebäude­versicherungen kommen in der Regel nur für einen geringen Teil der etwaigen Schäden auf. Der Schweizerische Pool für Erdbeben­deckung, dem nach dem Austritt Berns per 1. Januar 2013 noch 17 Kantone angehören, hält für den Ereignis­fall zwei Milliarden Schweizer Franken bereit – der versicherte Gebäude­wert beläuft sich jedoch auf 2’000 Milliarden Schweizer Franken.

 

Vermögen wird fahrlässig aufs Spiel gesetzt

«Wenn es um Erdbeben geht, wird Vermögen fahrlässig aufs Spiel gesetzt», sagt Reto Schweizer, Leiter Sachver­sicherung von Zurich. Zum Vergleich: Der Hoch­wasser­schutz ist nur für 5 Prozent aller Liegen­schaften in der Schweiz ein Thema. «In Sachen Erdbeben­risiko befindet sich die gesamte Schweiz in der roten Zone. Es wird aber bei Weitem nicht so viel zum Schutz unternommen wie beim Wasser», gibt Schweizer zu bedenken. Für Marti vom Schweizerischen Erdbeben­dienst kommt dies nicht von ungefähr. «Mit einem schweren Erdbeben mit einer Magni­tude von mindestens 6 ist in der Schweiz alle 50 bis 150 Jahre zu rechnen. Das ist selten im Vergleich zu anderen Bedrohungen, was zur Folge hat, dass die Erdbeben­prävention in den Köpfen oft etwas in den Hinter­grund rückt», erklärt sie.

 

Schutz muss nicht teuer sein

Ein aus­reichender Schutz muss nicht viel kosten. Zurich bietet kleinen und mittleren Unter­nehmen (KMU) eine Erdbeben­versicherung schon ab 250 Schweizer Franken jährlich an. Voraus­setzung ist allerdings, dass sich das betreffende Unter­nehmen vom Kunden­berater generell über die Natur­gefahren aufklären lässt. Die Grund­lage dafür bildet der Natur­gefahren­radar von Zurich, über den sich jede und jeder online dazu informieren kann, wie sehr ein bestimmter Standort von Klima­risiken betroffen ist – nicht nur in Sachen Erdbeben­risiko.

Gut zu wissen

  • Risiko in der Schweiz hoch: Erd­beben können überall in der Schweiz auftreten. Aufgrund der dichten Besiedelung und der hohen Sach­werte sind die Schäden in den Ballungs­zentren im Fall der Fälle am grössten. Mit schweren Beben, also solchen mit einer Magni­tude von mindestens 6, ist hier­zulande alle 50 bis 150 Jahre zu rechnen.
  • Kosten im Notfall nicht gedeckt: Die Gebäude­versicherungen übernehmen bei Schaden­fällen nur einen geringen Teil der Kosten.
  • Spezielle Versicherungs­lösung verfügbar: Es gibt spezifische Erdbeben­versicherungen. Zurich wartet mit einem Angebot für KMU auf, das den Schutz der kantonalen Gebäude­versicherung ideal ergänzt.
  • Weitere drohende Gefahren: Mit dem Natur­gefahren­radar von Zurich kann sich jede und jeder online darüber informieren, wie stark die Risiken verschiedener Natur­gefahren für einen bestimmten Standort ausgeprägt sind.
Zurich KMU Magazin Ausgabe 5 vom 20. September 2021

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