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EDITORIAL Liebe Unternehmerin, lieber Unternehmer Die Welt, wie wir sie einmal kannten, steht vor grossen geopolitischen, makroöko- nomischen, klimatologischen, demografischen, gesellschaft- lichen und technologischen Herausforderungen, welche die Nachhaltigkeit historischer Strukturen, Systeme, Modelle und globaler Partnerschaften sowie von Interdependenzen infrage stellen. Dies hat auch Konsequenzen auf das Risiko- management von Unternehmen. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat die Infragestellung von Amerikas Vorherrschaft durch China um ein weite- res Kapitel ergänzt. Situationsbedingt befindet sich die Welt heute in einem «kalten Krieg» zwischen zwei Macht- blöcken und mit wechselnden Bündnis- sen. Diese «neue Welt» zeichnet sich primär durch Zweckgemeinschaften und demzufolge durch die Volatilität und die Fragilität der Partnerschaften aus. Erschwerend hinzu kommen die krie- gerischen Auseinandersetzungen und die Instabilität im Nahen Osten. China sieht sich mit grossen wirtschaft- lichen und strukturellen Problemen konfrontiert: einer rasch schrumpfenden Bevölkerung, einem kollabierten Im- mobiliensektor, stockendem Wachstum, einer hohen Jugendarbeitslosigkeit und dem schwindenden Vertrauen der Finanzmärkte. Abseits dieser Problem- zonen ist jedoch auch das andere China zu beobachten. Ein China mit einer klaren Ambition nach der Vorherrschaft in strategischen Bereichen wie der Energie, der Elektromobilität, der Halb- leiterproduktion oder seltenen Erden. Gleichzeitig stehen die USA mit der zweiten Amtsperiode von Donald Trump vor einem neuen Kapitel, und damit auch der Rest der Welt. Die Ankündigungen waren gewohnt deutlich und es bleibt, die Taten und deren Konsequenzen abzuwarten. Inmitten all dieser Dynamik steht Europa unter Druck, sich in zentralen Bereichen neu zu erfinden. Abgesehen von der durch den Ukrainekrieg ausgelösten Diskussion um Europas Energiepolitik und das militärische Potenzial, braucht Europa eine dringende Erneuerung und tiefgreifende Reformen, um die Wirtschaft auf langfristige strategische Wettbewerbsfähigkeit, Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit zu trimmen. Diese neue geopolitische Realität sollte uns aufhorchen lassen. Denn durch Covid-19 wurde die internationale Liefer- kettenarchitektur bereits einem ersten harten Test unterzogen, der bis heute nachhallt. Nun führen kriegerische Inter- ventionen, das Rennen um die Welt- herrschaft, Handelskriege, Sanktionen und verschärfte Exportkontrollen nicht nur zu Störungen in den globalen Liefer- ketten, sondern zu deren Umbau. Technologieseitig wurde mit ChatGPT ein neues Kapitel bei der generativen künstlichen Intelligenz eröffnet. Mit die- sem technologischen Fortschritt gilt es für uns aber auch, mit der Entwicklung von Cyberszenarien Schritt zu halten. Der Klimawandel hat zwar in wirtschaft- lichen und politischen Agenden den Spitzenplatz abgegeben, dennoch muss er für uns eine Priorität bleiben. Global betrachtet verursachten Natur- katastrophen in den letzten Jahren gegen 280 Milliarden US-Dollar an gesamtwirtschaftlichen Schäden. In der Schweiz liefert das bestens etab- lierte Modell des Elementarschadenpools 4