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KUNDENSTORY Die Wasserstoff-Pioniere Solarzellen produzieren im Sommer mehr Energie, als benötigt wird. Die Innotest AG hat ein Konzept entwickelt, mit dem diese überschüssige Energie dank Wasserstoff für die kalten Monate gespeichert werden kann. Dominik Buholzer Sie sprechen firmenintern auch von der Eichhörnchenmethode. So wie die putzigen Nager im Sommer einen Nussvorrat für den Winter anlegen, sollte dies auch bei Fotovoltaikanlagen geschehen. Sprich: Die überschüssige Energie, die im Sommer durch Solar- zellen gewonnen wird, müsste man für die kalte Jahreszeit speichern. Die Firma Innotest AG aus dem thur- gauischen Eschlikon hat eine Lösung und eine eigene Abteilung dafür ge- schaffen: Homepower. Mittels Elektro- lyse wird aus dem überschüssigen Strom von Fotovoltaikanlagen und Wasser grüner Wasserstoff erzeugt. Dieser wird komprimiert, gespeichert und steht im Winter zur Verfügung, um den Energiebedarf im Haus (Strom und Wärme) zu decken oder Wasser- stofffahrzeuge zu betanken. Dieses Verfahren ist eigentlich nichts Neues. Es fehlte jedoch insbesondere am Know-how. Denn die Anlagen müssen für jede Situation und jeden Kunden neu angepasst werden, um einen optimalen Energienutzen zu gewährleisten. «Ohne Wasserstoff gelingt Energiewende nicht» Vater von Homepower ist Peter Kreier. Der Physiker, der im November 2021 unerwartet verstarb, hatte sich intensiv mit der Wasserstofftechnologie aus- einandergesetzt. Antrieb waren seine beiden Enkelkinder, wie sein Sohn Mathias Kreier betont: «Er wollte eine Lösung für eine zukünftig nachhaltige Energieversorgung finden.» Das ist nötig: Die Schweiz hat sich mit der Unterzeichnung des Pariser Abkom- mens verpflichtet, den Treibhausgas- ausstoss bis 2030 im Vergleich zu 1990 zu halbieren. Zudem sollen bis 2050 hierzulande netto keine Treib- hausgase mehr ausgestossen und die Kernkraftwerke ersetzt werden. «Für meinen Vater war schon früh klar, dass wir dieses Ziel ohne Wasserstoff nicht erreichen», so Mathias Kreier. Denn Wasserstoff erlaube es, grössere Men- gen an Energie unabhängig vom Ort der Produktion und vom Zeitpunkt des Verbrauchs CO2-neutral zu speichern. Peter Kreier war auch Besitzer des ersten privat in der Schweiz eingelösten Wasserstoffautos. Versichert ist das Fahrzeug bei Zurich Schweiz. Obwohl Wasserstoffautos derzeit nur in sehr geringer Zahl in Verkehr gesetzt werden – lediglich Toyota und Hyundai verkaufen solche Autos –, stellen sie versicherungs- technisch kein Problem dar. «Wir haben das Auto ganz normal versichert, mit den üblichen Vorzugskonditionen für alternative Antriebe», bestätigt Patrick Küng, Generalagent Zurich Schweiz. Mathias Kreier führt die Geschäfte nach dem Tod seines Vaters fort. Obwohl das Unternehmen kaum Werbung für Home- power betreibt, ist das Interesse gross. «Es ist ein Markt vorhanden», ist Kreier überzeugt. «Zuerst müssen wir aber Auf- klärungsarbeit leisten.» Das Prinzip von Homepower ist zwar einfach, nicht so die Umsetzung. Es gibt keine Lösungen ab Stange. Zudem ist eine solche An- lage relativ teuer. Eine lohnende In- vestition sei es aber auf jeden Fall: «Der ökologische Nutzen ist viel grösser als die Investition. Vor allem, wenn man die steigenden Energiepreise betrachtet.» Kreier ist überzeugt, dass die Schweiz durch ihre geografische Lage und den starken Werkplatz eine gute Ausgangs- lage hat, um das CO2-Ziel «Netto-Null» bis 2050 zu erreichen. «Mit der saisona- len Speicherung von in der Schweiz pro- duzierter Energie kann die Abhängigkeit vom Ausland reduziert werden.» Ist Wasserstoff der Energieträger der Zukunft? «Die Technologie ist Teil der Lösung einer zukünftigen, nachhaltigen Energieversorung», sagt Marco Heb- eisen, Leiter Head Corporate Responsi- bility bei Zurich Schweiz. Am weitesten fortgeschritten sei die Technologie aktuell bei der Mobilität. «Hier entwickelt sich Wasserstoff zu einer Alternative zum Batterieantrieb.» Darum unterstützt Zurich als Versicherungspartner auch die Initiative von H2 Energy. Das Unter- nehmen will bis 2025 rund 1’600 mit Wasserstoff (H2) angetriebene Last- wagen auf die Schweizer Strassen brin- gen und ein flächendeckendes Netz von 50 Wasserstofftankstellen aufziehen. Infos: homepower.ch 18 


































































































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