Page 26 - kmu-magazin-no-1-2025-de
P. 26
LEISTUNGSKULTUR laufen kann, was mir offensiv und defen- siv hilft. Ausserdem bin ich kopfballstark, und meine Grösse kommt mir in Luft- duellen zugute. Am 12. Juli 2024 erzielten Sie gegen die Türkei Ihr erstes Tor für das Nationalteam. Was bedeutet Ihnen dieses Tor? Das war einfach ein magischer Moment, den ich nie vergessen werde. Ein gros- ser Teil des Tores gehört auch Naomi Luyet und Ana-Maria Crnogorčević, die die Aktion super vorbereitet haben. Sie wechselten als 17-Jährige 2024 von GC zum FC Barcelona, der besten Adresse im Frauenfussball. Wie wurde der Klub auf Sie aufmerksam? Offenbar hatte einer der Scouts vom FC Barcelona ursprünglich eine andere Spielerin im Auge. In der ersten Runde der U17-EM-Quali in Italien haben wir dann aber sowohl gegen Frankreich als auch gegen Italien gewonnen, und dabei bin ich ihm wohl aufgefallen. Wie ging der Transfer in die beste Liga der Welt über die Bühne? Alles lief sehr professionell und ver- trauensvoll. Zuerst gab es Gespräche zwischen meinem Vater, seiner Vertrau- ensperson und dem FC Barcelona. An- schliessend durfte ich mir vor Ort ein Bild machen. Dann haben wir gemeinsam die Details verhandelt, immer mit Blick darauf, dass ich mich sportlich und schu- lisch optimal weiterentwickeln kann. Wie lange läuft Ihr Vertrag beim FC Barcelona? Noch bis Sommer 2027. Beim FC Barcelona trainieren und spielen Sie mit den weltweit bes- ten Spielerinnen. Wie ist das? Es ist megacool, aber auch richtig herausfordernd. Ich bin nicht nur hier, um zuzuschauen, sondern will mich voll einbringen und mich jeden Tag ver- bessern. Das Niveau ist brutal hoch. Die Spielerinnen sind technisch, taktisch und athletisch auf einem extremen Level, und ich versuche, aus jeder Situation zu lernen. Manchmal kann ich aber immer noch nicht fassen, dass ich wirklich Teil dieses Teams bin. Wo liegen die grössten Unterschiede zwischen GC und Barcelona? Das darf man eigentlich nicht miteinan- der vergleichen. In Barcelona gibt es viel mehr Ressourcen, etwa für Infrastruktur, Reisen, Ernährung, medizinische Versor- gung. Die mediale Aufmerksamkeit ist ebenfalls grösser, und wir spielen häufig vor Tausenden von Fans. Beim Training sind täglich 15 bis 20 Leute aus dem Staff dabei. In der Schweiz haben viele Klubs vielleicht 6 bis 7 Betreuer. GC Frauenfussball gehört für mich zu den fortschrittlichsten Vereinen im Land, aber GC mit einem Weltklub wie Barce- lona zu vergleichen, ist nicht sinnvoll. Sie leben in der FCB-Akademie La Masia. Wie muss man sich das vorstellen? Die La Masia ist komplett aufs Fördern von jungen Spielerinnen und Spielern ausgelegt. Hier dreht sich alles um Sport, persönliche Entwicklung und Bil- dung. Das Essen ist top, supergesund und genau auf uns abgestimmt. Man kann es mit Schweizer Sportinternaten vergleichen. Gibt es Berührungspunkte beim FC Barcelona zwischen dem Frauen- team und der Männermannschaft? Läuft man auf dem Campus einem Lamine Yamal über den Weg? Das Trainingsgelände ist riesig, und die verschiedenen Teams haben ihre eigenen Plätze und Räumlichkeiten. Aber hin und wieder sieht man sich. Lamine Yamal war bis vor Kurzem auch noch in der La Masia, ist aber kurz bevor ich kam ausgezogen. Aber klar, es ist schon cool, wenn man sich mal über den Weg läuft. Wie kamen Sie zum Fussball? Ich bin in einer Siedlung mit Spielstrasse aufgewachsen, und wir Kinder haben eigentlich ständig gekickt. Wir hatten kleine Hockeytore, die wir aufstellen konnten. Als ich in die erste Klasse kam, wollte ich unbedingt in den FC. Mein Vater wurde beim ersten Training gleich gefragt, ob er das Team coachen könnte. So waren wir zwei Jahre zusammen da- bei, bevor ich nach Zürich wechselte. Sie besitzen auch den amerikanischen Pass. Für die USA aufzulaufen war nie ein Thema? Die Schweiz ist meine Heimat. Ich bin hier aufgewachsen und fühle mich hier verwurzelt. Klar hat der Frauenfussball in den USA einen enorm hohen Stellen- wert, und ich könnte mir vorstellen, da mal in einem Verein zu spielen. Aber was das Nationalteam angeht, schlägt mein Herz definitiv für die Schweiz. «Frauenfussball ist ein zentrales Element» Seit 2022 unterstützt Zurich als stolze Sponsorin und offizielle Versicherungs- partnerin alle Schweizer Fussball-Nationalteams. «Der immer populärer wer- dende Frauenfussball ist bei diesem Engagement ein zentrales Element», sagt Reto Bolli, Head Sponsoring & Live Marketing von Zurich Schweiz. «Wir sind überzeugt, dass uns unser Frauen-Nationalteam beim Heimturnier viel Freude machen wird.» 26