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REINTEGRATION CEO Rolf Schlagenhauf in seinem Betrieb in Meilen. «Dank vielen Starken können wir auch die Schwächeren mitziehen» Die Baufirma Rolf Schlagenhauf AG aus Meilen am Zürichsee ist über drei Generationen vom Kleinbetrieb zum KMU mit 280 Personen gewachsen. Zum Erfolgsrezept gehört der achtsame Umgang mit den Mitarbeitenden. Regelmässig integriert die Firma Arbeits- kräfte, die länger stellenlos waren oder wegen eines Unfalls oder einer Krankheit nicht arbeiten konnten. David Schaffner Peter Ryser* arbeitete jahrzehntelang als Maler. Seine Freude am Beruf war gross und er erbrachte immer hervor- ragende Leistungen. Doch dann kamen schleichend Probleme mit dem Rücken. Immer wieder schrieb ihn die Ärztin krank. Der Entscheid fiel ihm schwer, konnte aber irgendwann nicht mehr aufge- schoben werden: Er musste den Maler- beruf aufgeben und sich überlegen, wie er künftig seinen Lebensunterhalt verdienen könnte. Bereits sehr früh im Arbeitsleben ereilte Eliane Meyer* ein Schicksalsschlag. Noch während der Lehre wurde die junge Frau in einen Autounfall verwickelt. Sie ver- letzte sich mittelschwer und lag im Spital. Bevor sie die Lehrabschlussprüfung als Bodenlegerin in der Tasche hatte, war klar, dass sie in ihrem Beruf – den sie gerade erlernte – nicht wieder würde arbeiten können. Abseits des Berufslebens befand sich auch Dominik Müller*: Er sass wegen eines Delikts als Jugendlicher im Ge- fängnis und konnte daher keine Aus- bildung abschliessen. Es zeichnete sich ab, dass es ihm schwerfallen dürfte, sich in der Gesellschaft wieder einzu- gliedern. Seine Betreuungsperson in der Haftanstalt suchte daher nach einer Lösung, um ihm nach dem Ende der Haft eine Lehre zu ermöglichen. Mensch und Gesellschaft verändern sich Geschichten wie diese ereignen sich täglich in der Schweiz. Viele Arbeitneh- mende und Unternehmen sind konfron- tiert mit anspruchsvollen Fragen rund um die Beschäftigung. Auf der einen Seite verändern sich die Menschen und die Berufsbilder; viele Mitarbeitende wollen oder können nicht mehr in ihrem erlernten Job arbeiten. Auf der anderen Seite ge- hen derzeit viel mehr Menschen in Rente als Junge neu ins Arbeitsleben nachrut- schen. Vielerorts herrscht ein Mangel an Fachkräften. «Hinzu kommt, dass wir nach wie vor mit den Folgen der Covid-19-Pandemie konfrontiert sind», erklärt Silvia Pagliaro, HR-Leiterin des Bauunternehmens Schlagenhauf in Meilen. «Die Pandemie hat dazu geführt, dass deutlich mehr Menschen mit psychischen Belastun- gen zu kämpfen haben und dadurch nicht mehr in der Lage sind, mit stressi- gen Situationen umzugehen.» Als traditionsreicher Familienbetrieb, der schon lange auf Nachhaltigkeit setzt, ist für Schlagenhauf klar, dass die Firma in diesem gesellschaftlichen Spannungsfeld eine gestaltende und lösungsorientierte Rolle spielen möchte. 14 *Name geändert