Künstliche Intelligenz und Automatisierung: Verbesserter Service und individuelle Kundenbetreuung

Junges Team bei der Computerarbeit.

Künstliche Intelligenz und Automatisierung: Verbesserter Service und individuelle Kundenbetreuung

Es ist nicht weniger als eine stille Revolution, die gerade in der Versicherungswelt stattfindet: In vielen kleinen und grösseren Schritten verändert sich die Interaktion mit den Kundinnen und Kunden. Das Zauberwort heisst «Automatisierung» und möglich wird diese durch künstliche Intelligenz, kurz KI. Alle Initiativen haben dasselbe Ziel: einen schnelleren, einfacheren und individuelleren Service.

Mehr als 1.4 Millionen Kundinnen und Kunden vertrauen in der Schweiz auf Produkte und Dienst­leistungen von Zurich – Privat­personen, aber auch kleine, mittlere und grosse Unter­nehmen und Institutionen. Mit jeder und jedem von ihnen kommt es im Laufe der oft jahrzehnte­langen Kunden­beziehung zu diversen Interaktionen. An allen Berührungs­punkten gibt es Potenzial dafür, dank Auto­matisierung einen schnelleren, einfacheren und ziel­gerichteteren Service zu bieten – für ein noch besseres Kunden­erlebnis. Mit der Plattform «SPACE» hat Zurich Schweiz die Basis dafür geschaffen.

Die folgenden Funktionalitäten sind bereits heute möglich oder werden in Kürze möglich werden, viele weitere sind denkbar:

Automatisiert Dokumente lesen und den Kunden das Leben erleichtern

Über künstliche Intelligenz lassen sich eingehende Dokumente intelligent auslesen, also ihren Inhalt erkennen. Diese Lese­fähigkeit wird u.a. bei Chatbot-Funktionen benötigt, um die Chats der Kunden korrekt zu inter­pretieren und sinnvoll zu beantworten. Ausserdem haben Kundinnen und Kunden z.B. die Möglichkeit, ihren bestehenden Auto­versicherungs­vertrag – oder ihren Fahr­zeugschein – bei Zurich Schweiz hoch­zuladen und das Tool ist fähig, diese Daten zu erkennen. Künftig soll es auf der Basis solcher Informationen sogar möglich werden, interessierten Kunden direkt ein neues Angebot zu unterbreiten – noch schneller und komfortabler als bisher. Bei der Verarbeitung der Kunden­dokumente wird Wert auf höchste Standards bei der Daten­sicherheit und beim Daten­schutz gelegt.

Texte zuordnen und direkt an die zuständige Person weiterleiten

Eine andere Fähigkeit von SPACE ist das Zuordnen von Dokumenten zu bestimmten Kategorien. Das funktioniert zum Beispiel beim Routen von E-Mails, die so der richtigen Fach­person zugeordnet werden können. Bei Zurich Schweiz werden so bereits 2’000 E-Mails am Tag zugeordnet, die entsprechend schneller am richtigen Ort ankommen und bearbeitet werden können. Das bedeutet, dass unsere Kundinnen und Kunden schneller Antwort erhalten und weniger lange warten müssen.

Sprache verstehen und mühsames Abschreiben vermeiden

Aktuell trainieren die IT-Experten die Plattform darin, natürliche Sprache zu verstehen. Das kann die Interaktion am Telefon angenehmer machen und erleichtert das Transkribieren von Gesprächen. Eine mögliche Anwendung wäre, dass Kundinnen und Kunden auf unserer Hotline ihr Anliegen schildern und dann direkt vom System an eine Fachperson weiter­verbunden werden. Sie brauchen sich dann nicht mehr durch verschiedene Optionen durchzuarbeiten. Intern ist auch eine virtuelle Sprach­assistentin wie «Alexa» z.B. für Kunden­berater denkbar: «Zeig mir alle Kunden mit Reise­versicherung.»

Kundenbedürfnisse erkennen und gezielt beraten

Die Kunst eines guten Services ist es, die Kundinnen und Kunden zur richtigen Zeit mit den richtigen Angeboten zu unterstützen. Denn so erhalten sie Informationen, die hochrelevant sind und ihnen wertvolle Hilfe bei ihrer Lebens­gestaltung bieten. Zum Beispiel hat eine junge Familie andere Ver­sicherungs­bedürfnisse als ein Ehepaar kurz vor der Pensionierung. Oder eine Adressänderung bedeutet wahrscheinlich, dass jemand umgezogen ist und eventuell Anpassungsbedarf in der Hausratversicherung hat. SPACE hilft, aus den bestehenden Daten solche Muster zu erkennen und stellt den Kunden­beraterinnen und -beratern entsprechende Vorschläge für eine Kontakt­aufnahme zur Verfügung. Das System denkt also mit.

Schadenmuster analysieren und dadurch die Prävention verbessern

Die Muster­erkennung spielt auch bei der Analyse von Schäden eine grosse Rolle: Passieren auf einer Gross­baustelle Unfälle oft zu einer bestimmten Tageszeit oder bei einem bestimmten Arbeits­schritt? Gibt es Unternehmensbereiche, in denen die Mitarbeitenden über­durch­schnittlich häufig von Burnouts betroffen sind? SPACE kann solche Muster sichtbar machen. Sie liefern wertvolle Hinweise auf mögliche Schaden­ursachen und sind sehr wertvoll für die Prävention. Das SPACE-basierte Tool medeye kann künftig sogar helfen, Leben zu retten: Es hilft Spitälern, die Sicherheit ihrer Behandlungs­methoden zu analysieren und gibt ihnen einen Überblick über schweizweite Schaden­muster. So können sie die Patienten­sicherheit spürbar verbessern.

Prozesse automatisieren und so Zeit für die Kunden gewinnen

Aktuell arbeitet Zurich Schweiz daran, über die Plattform SPACE ganze Prozesse zu automatisieren. So sollen in Zukunft etwa Online-Schaden­meldungen automatisch erfasst und in die ent­sprechenden Systeme eingetragen werden. Die Schadenexpertinnen und -experten so gewinnen Zeit, um persönlich für die betroffene Person da zu sein, können sich individueller kümmern und die Fälle schneller bearbeiten.

Ergänzung, aber kein Ersatz

«Alle diese Innovationen haben dasselbe Ziel: Sie bieten einen Mehr­wert für unsere Kundinnen und Kunden», kommentiert Philipp Borgschulte, Head Workflow Automation & AI bei Zurich Schweiz. «Die künstliche Intelligenz macht uns schneller und flexibler, hilft uns gezielter zu kommunizieren und hat auch in der Prävention enormes Potenzial. Gleichwohl ist sie nur eine Ergänzung, kein Ersatz für die Menschen: Die Erfahrung, die Kompetenz und vor allem das Feingefühl der Spezialistinnen und Spezialisten kann sie nicht ersetzen.»

Was steckt hinter der Plattform SPACE?

SPACE ist die Abkürzung von «Swiss Platform for Automation & Cognitive Enterprise Services». Sie ist die cloud­basierte Plattform für Künstliche Intelligenz von Zurich Schweiz. Die Daten werden über eine Stand­leitung von und zu den Netzwerken von Zurich Schweiz in ein «Virtual Private Network» übertragen, dieses Vorgehen gewährt die höchste Daten­sicherheit. Speziell an SPACE ist, dass es in einem Container­system strukturiert ist, die sogenannte Microservice Architecture: Jeder Container stellt einen virtuellen Server dar, er kann mit einer beliebigen Programmier­sprache gefüttert werden, doch die Container können untereinander kommunizieren und Informationen austauschen. So ist das System sehr flexibel, skalierbar und kann innerhalb von Millisekunden auf die aktuellen Erfordernisse angepasst werden. Und das ist hoch­innovativ: Teile der auf der SPACE Platform implementierten Algorithmen sind zum Patent angemeldet.

Bei der Künstlichen Intelligenz handelt es sich um ein hoch­komplexes Regelwerk von logischen Ver­knüpfungen. Ihre Stärke liegt darin, dass sie riesige Mengen von Daten über logischen Ver­knüpfungen prüfen kann. So erkennt sie beispiels­weise in Schaden­daten Muster, die von einem einzelnen Menschen nur in jahrelanger Arbeit gefunden werden könnten. Die Plattform kann aber nur das berechnen und ausführen, was zuvor Programmierer hinein­geschrieben haben, sie entwickelt also keine Eigendynamik, sondern bleibt immer unter der Kontrolle der Informatik­spezialisten.
Portrait Philipp Borgschulte
Philipp Borgschulte, Head Workflow Automation & AI

IM INTERVIEW: Philipp Borgschulte, Head Workflow Automation & AI und «Vater» von SPACE

Philipp Borgschulte arbeitet bei Zurich Schweiz als Head Workflow Automation & AI. Er hat das Projekt SPACE federführend vorangetrieben. philipp.borgschulte@zurich.ch

Herr Borgschulte, in der Industrie wird bereits seit Jahrzehnten automatisiert. Mit SPACE beginnt nun auch bei Zurich Schweiz die Automatisierung. Warum erst jetzt?
Die Versicherungswelt ist als Dienstleistungs­branche tatsächlich weit weniger automatisiert als das produzierende Gewerbe. Das liegt einerseits daran, dass komplexe Dienst­leistungen schwieriger zu automatisieren sind als z.B. das Portionieren von Schokolade. Ausserdem war die Versicherungs­branche lange eher konservativ, auch dies war nicht gerade förderlich für Innovationen. Gerade deshalb steckt in SPACE enormes Potenzial.

Kann und wird SPACE menschliche Arbeitskraft ersetzen?
Diese Diskussion wird bereits seit den Anfängen der Industrialisierung geführt. Ein Stück weit holt die Versicherungs­industrie nun nach, was in anderen Bereichen schon längst selbst­verständlich ist. Tatsächlich kann die Künstliche Intelligenz repetitive Aufgaben übernehmen, zum Beispiel das mühsame Eingeben von Text­informationen. Aber seien wir ehrlich: Das sind langweilige Aufgaben, die niemand wirklich gerne macht. Wir sehen SPACE nicht als Spar-, sondern als Wachstums-Case, die Mitarbeitenden gewinnen Zeit und wir setzen Potenzial frei für einen noch engagierteren und persönlicheren Service.

Müssen unsere Kunden Angst haben, dass ein Computer über ihre Schadenzahlung entscheidet?
Nein, diese Angst ist unbegründet. Bei den automatisierten Prozessen handelt es sich um Assistenz­systeme, die Entscheidungen unterstützen, aber nicht für den Menschen übernehmen. Ausserdem werden alle Regeln ja von den menschlichen Experten definiert und der Maschine vorgegeben. Ohnehin bin ich überzeugt: Die künstliche Intelligenz wird niemals unsere Herrin werden, sondern immer unsere Dienerin bleiben. Denn wir haben Eigen­schaften, die ein Computer niemals haben wird: Kreativität, Humor und vor allem das Feingefühl, kleine Nuancen zu spüren und angemessen und flexibel darauf zu reagieren.

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