Sommer, Sonne, Wasser – Gefahr

Sommer, Sonne, Wasser – Gefahr

Mit Kindern wird es in der Badi niemals langweilig: Während die älteren sich gegenseitig ins Wasser schubsen, rast der Kleine mit Vollgas die Wasserrutsche herab. Aber wo sind seine Schwimmflügel geblieben?

Sonnige Nachmittage am Wasser gehören für viele Menschen zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Weniger gern denkt man daran, dass es immer wieder auch Unfälle gibt: Jedes Jahr ertrinken in der Schweiz rund 50 Personen, darunter 3 Kinder im Alter bis 9 Jahre. Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) ist für Kinder Ertrinken die zweithäufigste Unfall-Todesursache, nur im Strassenverkehr sterben noch mehr Kinder. Die bfu schätzt, dass auf jeden tödlichen Wasserunfall ein weiterer kommt, der bleibende Schäden hinterlässt.

Der stille Tod

Was das Wasser so gefährlich macht: Kinder ertrinken lautlos. Sind sie am Ende ihrer Kräfte, sinken sie einfach ab – ohne Geschrei und Armerudern. Vor allem kleine Kinder sind gefährdet, denn sie geraten in eine Art Schockstarre, sobald der Kopf untertaucht. Je nach Situation können bereits 30 Sekunden unter Wasser schlimme Folgen haben. Deshalb rät Marc Bächler, Leiter der bfu-Medienstelle: «Bleiben Sie bei Kleinkindern stets in Griffnähe, also nicht mehr als zwei Meter entfernt.» Entscheidend ist die Aufmerksamkeit: Wer auf dem Handy chattet oder Emails schreibt, ist blind und taub für eine mögliche Notsituation des Kindes.

Bleiben Sie bei Kleinkindern stets in Griffnähe.

Ein Kind, das unfreiwillig für mehr als ein paar Sekunden unter Wasser war, muss nach der Rettung in eine stabile Seitenlage gebracht und notfalls beatmet werden. Wichtig ist, das Kind auch in den nächsten 24 Stunden gut im Auge zu behalten. Denn in seltenen Fällen kommt es zum «trockenen Ertrinken», wenn sich Wasser in der Lunge gesammelt hat und Stunden später die Atemwege blockiert.

Gefahrensituation durchspielen

Nicht nur bei den ganz Kleinen muss man aufpassen, sondern auch auf Kindergartenkinder und Unterstufenschüler. Für sie kann es gefährlich werden, wenn sie ihre Kräfte überschätzen oder in Panik geraten. Das gilt vor allem für offene und fliessende Gewässer, aber auch für die Badi. Wasserkompetenz ist in diesem Alter der beste Schutz, so Marc Bächler: «Deshalb ist es sinnvoll, dass Ihre Kinder Schwimmen lernen.» Gute Schwimmschulen sind mit dem Gütesiegel «aquality.ch» zertifiziert. Ausserdem empfiehlt die bfu, dass Kinder den Wasser-Sicherheits-Check bis zum 9. Altersjahr absolvieren. Dabei spielen die Kinder eine Gefahrensituation nach: Sie kugeln ins Wasser, müssen sich eine Minute am selben Ort halten und anschliessend 50 Meter schwimmen. Wer das schafft, der kann sich wahrscheinlich auch retten, wenn er in der Badi ins tiefe Wasser geworfen wird oder am See vom Steg fällt.

4 von 5 Ertrinkungsopfern sind männlich.

Alkohol und Wagemut – das kann böse enden

Die Mehrheit der Ertrinkungsopfer sind jugendliche oder erwachsene Schwimmer, die in Flüssen oder Seen unterwegs sind. Ihnen werden kaltes Wasser oder Strömungen zum Verhängnis. Sie überschätzen, wie weit sie tatsächlich schwimmen können oder verlieren irgendwann die Kraft. Vor allem, wenn sie unterzuckert sind oder Alkohol getrunken haben. Hier gilt: Wer sich vom Ufer entfernt, braucht eine Schwimmhilfe oder einen Begleiter im Wasser. Der wichtigste Risikofaktor ist übrigens in allen Altersstufen das Geschlecht. Jungen und Männer sind offensichtlich risikofreudiger. Laut einer bfu-Studie sind 4 von 5 Ertrinkungsopfern männlich.

Sicher am Meer

Auch wer bereits schwimmen kann, muss sich bei den Ferien am See oder am Meer wieder neu orientieren. Das Wasser ist oft trüb, man kann beim Schwimmen Tieren oder Pflanzen begegnen und die Wasserfläche ist viel grösser als im Schwimmbad. Deshalb rät Marc Bächler: «Begleiten Sie Ihr Kind ins Wasser und vermitteln Sie ihm die wichtigsten Regeln.» Dazu gehört unter anderem: Springe nie ins Wasser, wenn Du nicht weisst, wie tief es ist. Bleib in Ufernähe und in Rufweite. Und hüte Dich vor Strömungen, die Dich vom Ufer wegziehen. Was Kinder ebenfalls wissen müssen: Muschelsuchen bei Ebbe im nassen Sand macht grossen Spass. Aber wer sich zu weit herauswagt, erlebt eine böse Überraschung, wenn die Flut kommt.

Wenn das Einhorn abtaucht

Luftmatratzen, aufblasbare Einhörner oder Schwimmringe sorgen für zusätzlichen Badespass. Sie benötigen stets zwei getrennte Luftkammern, damit das Einhorn selbst mit Loch nicht sofort abtaucht – und das Kind mit ihm. Doch die Schwimmhilfe ersetzt keine Schwimmfähigkeiten. Das gilt auch für Schwimmflügel. Hier kann es gefährlich werden, wenn der Nichtschwimmer die Flügel unbemerkt abstreift und doch wieder ins Wasser steigt. Diese Schwimmhilfen sollten ohnehin nicht zu lange genutzt werden, weil das Kind damit eine falsche Schwimmlage lernt: Statt horizontal im Wasser zu liegen, hängt es wie ein Pfeil nach unten. Deshalb zieht Marc Bächler, bfu-Mediensprecher, das folgende Fazit:

Wasser ist ein wunderbares Element. Niemand sollte Angst davor haben. Aber ein gesunder Respekt bei Eltern und Kindern ist wichtig, um gefährliche Situationen wirksam zu vermeiden.

Kinder und Wasser

Die Behandlungskosten von Wasser-Unfällen sind bei Kindern über die Unfalldeckung der Krankenkasse gedeckt. Langfristige Folgen wie Invalidität lassen sich privat absichern, z.B. mit der Zurich Kinderversicherung.

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